Kennt ihr diese Frauen, die einen Raum betreten und einfach alle Blicke auf sich ziehen? Ja? Gut, Lou gehört nämlich nicht dazu. Oder... vielleicht doch, allerdings nicht so, wie man sich eine solche Frau eben vorstellt. Sie zieht eher die Blicke auf sich, weil sie eine ganz schön dreckige Lache hat, oder weil sie einen absolut unangebrachten Witz gemacht hat, den mal wieder nur sie selbst lustig findet. Manchmal ist's mehr dieses Autounfall-Gefühl. Man muss irgendwie hingucken, obwohl man es gar nicht will. Lou sagt spaßeshalber selbst, dass das immer nur an ihren roten Haaren liegt, dass die Leute sie anschauen. Nicht daran, dass sie sich das Eis beim Essen ins halbe Gesicht geschmiert hat oder deswegen, weil sie sich im teuersten Handtaschenladen Londons verhält wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.
Wenn man über ihr loses Mundwerk hinweg sehen kann und einen Blick hinter die harte Schale wirft, dann wird man sehen, dass vieles von ihrem Charakter aus reinem Selbsterhaltungstrieb passiert. Die Familiengeschichte der jungen Frau hat eben Spuren hinterlassen. Wie könnte sie auch nicht bei so viel Chaos?
Aber eigentlich - wenn wir mal ganz ehrlich sind - dann ist Lou eine echt nette Socke. Ihre Lache ist manchmal etwas sehr laut und dass man nicht mit vollem Mund redet hat man ihr offenbar auch nicht beigebracht, aber wenn man eine gute Freundin (oder Führende eines Fluchtbesens) benötigt, ist man bei ihr genau an der richtigen Stelle.

Sie war zufrieden in ihrem Beruf. So mehr oder weniger jedenfalls. Sicher streckte sie hier und da mal die Fühler aus, angetrieben von der puren Angst irgendetwas mega cooles zu verpasse, aber den Schritt zur Kündigung hat sie bislang noch nicht gewagt. Bis jetzt. Denn es gibt da einen klitzekleinen Umstand, der ihr Leben einmal von heute auf morgen auf den Kopf gestellt hat: der Vater, den sie nie kennen gelernt hat, hat nicht nur noch mehr Kinder, von denen sie bislang nichts wusste, sondern auch ein Erbe, das plötzlich notariell auf die Murdock-Kinder übergegangen ist. "Herzlichen Glückwunsch", sagte der Notar und schüttelte ihr wie wild die Hand, als sie die Pergamentrollen überreicht bekommen hat. Sie sei nun die Besitzerin eines Casinos. Oder besser gesagt: einer Casino-Ruine. Denn viel von dem alten Glanz ist nicht mehr übrig. Eigentlich gar nichts mehr. Ups. Das hat man wohl vergessen zu erwähnen. Doch Lou wäre wohl nicht Lou, wenn sie nicht schon just in diesem Moment einen Plan gefasst hätte. Wie genau der in allen Details aussieht weiß sie selbst noch nicht so genau, aber sie plant das Casino wieder zu eröffnen und Londons Spießer-Gesellschaft mal ein bisschen Feuer unterm Arsch zu machen!