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An Murdock - An Murdock - 22.01.2025 Oktober 1982Starr und aufmerksam war der Blick der kleinen Hufflepuff auf das Lehrerpult gerichtet, auf dem gerade ein sehr kleiner Zauberer stand und ihnen etwas von wutschen erklärte, das sie mit ihren Zauberstäben vollführen sollten. Achja und schwingen natürlich auch! Noch verstand An nicht viel von dem, was sie hier im Unterricht taten, doch sie folgte dem Unterricht mit einer eisernen Disziplin, die die meisten ihrer Mitschüler missen ließen, obwohl viele von ihnen in diese magische Welt hineingeboren worden waren und es besser wissen sollten als ihre Zeit mit albernen Blödeleien zu verschleudern. Fleißig nannten die Lehrer sie, aber ihre Schlafsaalkameradinnen würden es wohl eher verbissen nennen. An lernte und übte, als säße ihr der Teufel im Nacken. Dennoch tat sie sich schwer, war Englisch doch gar nicht so richtig ihre Muttersprache und auch wenn sie es natürlich bisher gebrochen gekonnt hatte, war es nicht das Zentrum ihrer Welt gewesen. Sie hatte ihre Freizeit mit Kindern aus dem Viertel verbracht, die ebenso wie sie Mandarin sprachen. In der Schule waren sie eine feste Clique gewesen und die Lehrer hatten ihnen zwar einiges beibringen können, aber es hatte doch immer nur dazu gereicht gerade so durchzukommen. Jetzt war das alles anders. Niemand aus ihrer Nachbarschaft war hier und es waren auch kaum Kinder hier, die ihre Muttersprache beherrschten. Überall Englisch und in den ersten Tagen hatte es ihr regelrecht Kopfschmerzen beschert. Langsam wurde es besser und An merkte auch, dass sie den Ausführungen der Lehrer immer leichter folgen konnte. Vielleicht war es ja gar nicht so übel tagein tagaus Englisch zu hören. Vielleicht machte das etwas mit ihrem Kopf, sodass der der anderen Sprache immer mehr zugeneigt war? Manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie das ein oder andere Wort Englisch dachte. Irgendwie gruselig. Aber praktisch. An hatte schon in Erfahrung gebracht: In der fünften Klasse machte man seinen ersten Abschluss, mit dem man aus der Schule raus konnte. Sie mochte die Schule, wirklich, aber abends im Bett wanderten ihre Gedanken wieder zurück nach Chinatown und ihre Mutter, die ihre Hilfe brauchte. Wenn sie die Schule abschloss, dann würde sie ihren Teil beitragen können. Pflichtbewusst, wie Mutter es ihr mit auf den Weg gegeben hatte. So wie wenn man für die Schule lernte, weil das alles einfach nicht selbstverständlich war und man für all das Essen und die Unterkunft irgendeine Art Gegenleistung erbringen musste - das konnte sie eigentlich nur, wenn sie den Lehrern nicht durch fehlende Hausaufgaben und dumme Antworten zur Last fiel. Fleißig nannte man sie, oder verbissen. An wusste, dass es nichts davon war. Sie war einfach nur streng erzogen und erbrachte ihr Soll. 18. September 1986Die feuchte Luft machte ihre Kleidung klamm, doch An zog die Strickjacke nur ein wenig enger um ihren Körper, während sie weiter über das Kopfsteinpflaster Notting Hills stapfte. Sie gehörte nicht hierher. Alles an ihr schrie danach, dass sie fremd an diesem Ort voller alter viktorianischer Villen und dazu gehöriger Menschen war. Ihre Kleidung war vom Diskonter und die Schuhe abgetreten, ihre Jacke ein bisschen fleckig von der Kletterpartie vorhin, als sie in eines dieser Häuser eingebrochen war und ihre Haare kräuselten sich in feuchten Locken über die Schultern, ohne in eine dieser vornehmen Frisuren gepresst zu sein. In dem Lederrucksack auf ihrem Rücken stießen bei jedem Schritt leise Halsketten und Ohrringe aufeinander, die sie mitsamt einer Schmuckschatulle hatte mitgehen lassen. Hogwarts gehörte der Vergangenheit an. Sie war zurückgegangen, nach Hause, aber sie hatte nicht wie erwartet in einem der Restaurants angefangen zu arbeiten und sich so zu ruinieren, wie es ihre Mutter tat, sondern sie war den ganzen Tag unterwegs und manchmal auch Nachts und versuchte nicht zur Last zu fallen. Ihrer Mutter jede Woche einen Teil der Miete hinzulegen, anteilig. Vor allen Dingen wartete An: Wenn sie erst 17 sein würde, dann würde sie ohne Einschränkungen Magie nutzen können und dann würde sie nicht mehr auf nicht ordentlich geschlossene Fenster hoffen müssen. Nein, in den Restaurants wollte sie wirklich nicht arbeiten, so sicher sie dort auch Anstellung finden würde. Es war nicht mehr der gleiche Ort für sie als der, den sie als Kind verlassen hatte... dabei war es wohl eigentlich sie, die sich verändert hatte - obwohl sie sich stets vor Augen gehalten hatte, dass sie keine schillernde Karriere als Trankmeisterin oder sonst was haben würde. War nicht ihr Schicksal, alles fein, aber Teller schrubben eben auch nicht. Es zog sie ständig hinaus an die frische Luft und Nächte wie diese hier fühlten sich besser an als es jeder Rausch hätte bewerkstelligen können. An bemerkte zu spät, dass sie nicht alleine war. Als die geschmeidigen Bewegungen eines Wolfes im Licht des Vollmonds ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen, hatte das kleine Rudel längst Position bezogen. Die Jugendliche dachte noch nicht einmal an Werwölfe, nicht im ersten Moment zumindest. Das waren Hunde, richtig? In diesen viktorianischen Palästen liefen viele Hunde herum. Vor Hunden hatte sie keine Angst und dennoch beschleunigte sich ihr Schritt, weil irgendetwas hier falsch war. Sie sprach den Hund vor sich unwirsch auf Englisch an. Das Tier kam auf sie zu. Aus Englisch wurde Mandarin - erst harsch, dann panisch. Sie begann zu rennen... und irgendwo hier verlor sich ihre Erinnerung. Als An mit pochenden Kopfschmerzen und einem wie Hölle brennendem Arm zu sich kam, wurde sie von einem Bobby angesprochen. Der Morgen graute. Ihr war eiskalt. Da war Blut, aber der dunkle Stoff ihrer Strickjacke schluckte die Farbe und dem angewiderten Blick des Mannes nach zu urteilen, schätzte er sie gerade eher als Überbleibsel des Nachtlebens ein. Irgendeine dieser jungen Erwachsenen, die sich und ihre Trinkfestigkeit gehörig überschätzten. Dazu passend war vielleicht die Kotze, in der sie gelegen hatte und deren säuerliche Note ihr in Nase und Rachen stieg. Schon wählte der Bobby den Notruf. Niemand im Muggelkrankenhaus hätte An ihre Geschichte geglaubt, hätte sie sie versucht zu erzählen. Nur eine weitere Frau, die viel zu spät unterwegs gewesen war und sich überschätzt hatte. Und dann noch von einem Hund gebissen worden war. An berichtigte die Ärzte nicht, sondern war in diesem Moment froh irgendwo auf ihrer Flucht ihren Rucksack verloren zu haben. 02.10.1986Es war Nacht, sie stand mitten in Notting Hill im Avondale Park und rief in die Nacht hinein. "Na los, zeigt euch schon! Ich weiß, dass ihr hier seid! Erst beißen und dann den Schwanz einziehen, oder was?!" An Murdock hatte im Lauf der letzten Wochen durchaus verstanden, was mit ihr passiert war. Es war Vollmond gewesen und das waren keine Hunde gewesen, die sie durch die Straßen gejagt hatten. Bis hierher, wo der Bobby sie gefunden hatte. Im Krankenhaus hatten sie sie gegen Tetanus geimpft und dann hatten sie die Wunde verbunden, aber sie war bis heute nicht geheilt. Weil sie verflucht war. An hätte jetzt ins St Mungos gehen können, aber sie wusste nicht wieso sie diesen Weg auf sich nehmen sollte. Die Registrierung als Werwolf, das nächste Stigmata und der ganze nachfolgende Rattenschwanz. Nein, sie war wieder zurückgekehrt und stänkerte jetzt schon die vierte Nacht in Folge in die Nacht hinein. Verlangte, dass sie sich zeigten. Und dann? Die Sache war die: An war durchaus pragmatisch. Sie wusste, dass sie nicht in ihrer Wohnung bleiben konnte. Am kommenden Vollmond würde sie sonst ihre eigene Mutter umbringen und auch sonst Chaos stiften und dann würde das Ministerium kommen und sie umbringen. Nein danke. Sie hatte aber auch nicht die Finanzen, um sich anderswo Unterschlupf zu organisieren. Die Lösung lag sonnenklar auf der Hand, zumindest wenn es nach An ging: die hatten sie gebissen, die hatten das auch in Ordnung zu bringen. Vier Nächte. An hätte nicht sagen können, ob man sie schon in der ersten Nacht beobachtet hatte, oder ob erst in dieser vierten zufällig ein Werwolf auf sie aufmerksam wurde. Es war ja auch nicht ganz durchdacht, so außerhalb des Vollmonds mitten in der Nacht in einem Park zu stehen... aber sie fanden sie. Nahmen sie. Es war der Leichtsinn der Jugend oder die Verzweiflung der Mittellosen: An folgte den Fremden ohne zu Zögern ins Unbekannte hinein. Juni 1995Mit einem leichten Lächeln betrat An den vom Lagerfeuer beleuchteten Kreis um das vor sich hin blubbernde Abendessen. Ehrfürchtig lagen die Augen der Wölfin auf dem Koch, ehe sie sich leise zu ihren Geschwistern setzte, die sich hier der Nähe wegen versammelt hatten. Sie war kein Plappermaul, nie gewesen und hier im Rudel war auch keines aus ihr geworden. Sie hatte sich eingefügt, war mit dem restlichen Rudel verschmolzen und auch wenn ihre Schritte sie noch immer regelmäßig nach Chinatown trugen, so war es doch nicht der Sehnsucht nach ihrer biologischen Familie geschuldet. Es waren die Gerüche, die sie dorthin leiteten und sie das aufsaugen ließen, was An als Wohlfühlort bezeichnete. Gerüche waren nun ihre Welt. Das würzige Chinatown, die klare Luft vermischt mit dem Aroma der Walderde hier im Camp. Früher schon hatte sie Menschen recht schnell in Schubladen eingeteilt, aber sie hatte sich durch ihre Augen leiten lassen. Heute musste sie noch nicht einmal hinsehen, um einen Menschen beurteilen zu können, denn ihre Nase verriet ihr sehr schnell, ob das schwere Parfum ihr Übelkeit bereitete, oder ob es da etwas gab, das sie regelrecht anzog. Nichts aber roch besser als die Nähe zum Rudel, diese leichte Note von Wolf in der Luft. Jene überlegene Lebensform, die man ihr in ihrem Schicksalssommer geschenkt hatte und die sie nie wieder hätte abstreifen wollen. Ein Werwolf zu sein bedeutete nie alleine zu sein. Sie hatte immer ein Rudel im Rücken, selbst wenn es gerade nicht wirklich da war. Sie hatte immer etwas zu Essen und einen vollen Bauch, immer einen Ort zum Schlafen und immer Nähe, wenn Emotionen sie übermannten. An war stolz, wenn sie dem Rudel ein weiteres Mitglied zuführen konnte und sie vermisste nichts mehr an ihrem alten Leben. Sie hatte ihren Platz, ihren Rang gefunden. Hier würde sie alt werden, an Vollmond in das Heulen ihrer Gefährten einstimmen und sich eines Tages in aller Freiheit zur ewigen Ruhe betten. |