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Damocles Belby - Druckversion

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Damocles Belby - Damocles Belby - 22.01.2025

"Nott, wie Cantankerus Nott?" Beatrices honigblondes Haar fiel ihr lose über die Schultern, während sie den Kopf zur Seite neigte und den neugierigen Mann über den Rand ihres Kessels anblickte, welcher ihnen seit heute morgen gegenüberstand. "Sicherlich." Damocles liebte ihren Tonfall, der die Frage im Gegensatz zum Inhalt des Wortes so überhaupt nicht beantwortete. Man konnte sich einfach nicht sicher sein, ob sie das nun ernst gemeint hatte, oder man Gefahr lief auf ein sarkastisches Kommentar hereinzufallen. Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, während er sich wieder auf seinen eigenen Kesselinhalt konzentrierte. Neue Mitlehrlinge waren immer... interessant. Entweder sie bissen sich durch die ersten Wochen der Arbeit und blieben - das war bisher einmal mit Aodh so geschehen, der einen Tisch weiter für sich stand und dort Zutaten schnippselte, oder sie dachten sie könnten sich ab dem Zeitpunkt der offizielle Lehre bei Mr. Dagworth-Granger in eben diesem Glanz sonnen, ein paar Freundschaften schließen und unbeschwert durchs Leben hüpfen. Solche Gestalten - und Walter war eindeutig eine von ihnen - verschwanden spätestens nach dem ersten Monat wieder und suchten sich eine weniger anspruchsvolle Stelle.
Beatrice und er selbst, sie hatten das verstanden und sich nicht auf den Lorbeeren ausgeruht von dem berühmten Zaubertrankmeister angestellt worden zu sein. Während der Lehrstunden redeten sie kaum, aber abends im Pub - oder auch einfach mal einem heißen Tee mit Buttergebäck - diskutierten sie ausführlich das über den Tag gelernte. Was konnte es erotischeres geben als eine Verlobte - bald Frau! - die in diesem Fachgebiet ebenso sehr aufging wie er selbst? Sie hatten verschiedene Zugänge, zum Teil jedenfalls, aber Damocles fand, dass eben das sie so sehr ergänzte. Er hatte sich schon nach einer Bleibe für sie umgesehen, einem Ort an dem sie nach der Heirat zusammenziehen würden und war sich beinah sicher, dass seine Wahl am Southpark von Greenwich genau das sein würde, was für sie beide perfekt war. Groß genug für ein eigenes Tränkelabor. Nah an der Stadt, um auch ohne apparieren rasch beim Job zu sein. Nah an der Familie, da die ihre doch auch hier in der Stadt lebte. Nein, es gab keinen Grund hinaus aufs Land zu ziehen. Den hätte es vielleicht gegeben, wenn sie vorgehabt hätten eine Quidditchmannschaft in die Welt zu setzen, aber daran war aktuell nicht zu denken. Sie wollten lernen, sich jetzt ganz in Ruhe darauf konzentrieren. Dann Karriere machen. Sie hatten Zeit, alle Zeit der Welt, nicht wahr? Immerhin waren sie jetzt schon ein paar Jahre zusammen und hatten noch so wahnsinnig viele vor sich.
Damocles war der Meinung, dass jeder Mensch einen Seelenpartner hatte. Er hatte das Glück gleich zwei davon zu besitzen und der einen bald einen Ehering an den Finger zu stecken, während Alphard... Merlin, sie waren ein großartiges Dreigespann, wenn sie an einem freien Wochenende die Pubs unsicher machten!



Nachdem das Testament verlesen worden war, hatten die Blacks keine Zeit verloren und Alphard postmortem aus ihrem Stammbaum getilgt, was auch bedeutete, dass sich niemand um den Leichnam kümmerte. Gottverdammt, hätte es ihnen nicht Ärger mit dem Ministerium gebracht, hätte sie seinen Freund sicher auf die Straße geschmissen! So aber hatte Damocles ihn aus dem Grimmauldplace abgeholt, wo der tote Körper des Abenteurers in einem schlichtem weißen Laken auf dem Boden abegelegt worden war. Er meinte oben im Treppenhaus einen Schatten zu bemerken und blickte für einige Sekunden hinauf, zwinkerte dem Jungen dort oben zu und widmete sich dann wieder seinem Freund, der sein Alltagsgewand trug, doch dem zumindest eine weiße Rose angesteckt worden war. Ein kleines Zugeständnis?
Selbstverständlich übernahm Damocles die Organisation der Bestattung und brachte Alphard bis dahin im Kühlraum seines Laboratoriums unter.

Zwei Personen trotzten dem eisigen Wind, der den Sommer Lügen strafte. Sie befanden sich hoch droben in den schottischen Highlands, fernab jeder Zivilisation. Alphard hätte es hier gemocht, ebenso wie die Teilnehmer an der feierlichen Zeremonie. Sirius, des gefallenen Sterns Patenkind und er selbst. Damocles nickte dem lebenden Black - Gott, er erinnerte ihn so sehr an Alphard! - zu und köpfte die Flasche Feuerwhiskey, die Alphard sicher geschmeckt hätte. "Trink." Wurde sie Sirius dargeboten, damit dieser den ersten Schluck tun konnte. Damocles folgte, ehe die Flasche abgestellt wurde. Dam übernahm, konnte man es dem gerade mal volljährigen Jungen doch nicht zumuten das Begräbnis seines einzig verbliebenen Familienmitglieds zu übernehmen.
"So mein Freund, wir wissen, dass du dich in einem mamornen Grab furchtbar eingesperrt gefühlt hättest." Scheiße, aber warum war es heute so kalt? Dennoch wirkte Damocles keinen Zauber dagegen. Es gehörte verdammt nochmal dazu seinem Freund die letzte Ehre zu erweisen. Unannehmlichkeiten standzuhalten.
"Keine salbungsvollen Worte also, kein aufgesetztes Tamtam. Du sollst zu Staub werden und dich dem Winde überantworten, ganz wie du es zu Lebzeiten gern getan hast." Warum nochmal hob er sich die Falsche Whiskey für später auf? Damocles nahm noch einen Schluck und gab die Flasche wieder an den Jungen zurück. "'S ist ne verdammte Frechheit, dass du uns so früh verlassen hast. Aber gut, hätte dich mir auch nich' alt und grau vorstellen können." Dunkel lagen Damocles Augen auf dem Leichnam, der auf einem flachen Stein drapiert war. So, wie er ihn abgeholt hatte. Nicht um Kosten zu scheuen, sondern... es passte zu Alphard.
"Ich pass auf deinen Kleinen auf." Kurzer Blick zu besagtem Kleinen, der vermutlich nicht viel davon hielt so bezeichnet zu werden. "Und du - wenn wir uns einst wiedersehen erwarte ich mir eine große Einstandsfeier, wo auch immer wir wieder aufeinandertreffen werden." Mit dem Tod war es nicht vorbei. Damocles glaubte nicht daran, auch wenn es nicht gezwungenermaßen das himmlische Reich sein musste, das einen erwartete. Sein Blick glitt nochmal zu Sirius, er fragte den Jungen, ob er noch etwas hinzuzufügen hätte.

Dann erhoben sie beiden den Zauberstab und Alphards Körper erhob sich in die Luft, hoch über ihre Köpfe, wo schlussendlich weiße Flammen aus seinem Körper schlugen. Er verbrannte einem hellen Stern gleich in der Abenddämmerung, ganz wie es zu einem nach den Gestirnen benannten Black gehörte. Der eisige Wind zerrte an den Flammen, trug Funken und Asche mit sich fort. So lange, so heiß wurde das Feuer geschürt, bis nichts mehr übrig war.
Und Damocles fühlte sich leer. Schwieg einige lange Minuten lang, während sich Dunkelheit um sie herabsenkte.
"Und jetzt, jetzt zeige ich dir einen netten kleinen Pub, den Alphard immer gern gemocht hat." Er würde nur darauf achten, dass Sirius sich am Ende noch an diese Nacht würde erinnern können. An den Abschied, das Abschied nehmen. Es würde kein Grab für seinen Freund geben. Seine Asche suchte sich selbstbestimmt ihren Platz, war frei unter dem Sternenhimmel.



Es hatte schon lange vor der Frage aller Fragen zwischen ihnen geknistert, zwischen ihnen gefunkt. Damocles hatte durchaus schon verstanden, was sein Beuteschema war: intelligente Frauen mit einem Hang zu Zaubertränken. Violet war, ebenso wie Beatrice eine voll ausgebildete Trankmeisterin und offiziell zwar bei ihm angestellt, aber eigentlich stets auf Augenhöhe gewesen. Ein Mensch, der sich traute ihm auch mal zu widersprechen und ihn in die richtigen Bahnen lenkte. Er spürte, nein er wusste, dass sie ihn davor bewahrte, ein schlechterer Mensch zu sein. Wo er Versuchswölfen Ziffern zur Kennzeichnung gab, waren sie für sie immer Menschen mit Namen und Identitäten, mit Geschichten und tragischen Einzelschicksalen, die Herzen rühren konnten. Sie hatte für sich selbst nie die gleiche Distanz geschaffen, wie Damocles sie für sich aufgebaut hatte - denn wie sonst sollte man die unvermeidlichen Fehlschläge aushalten? Sie hatte es dennoch getan. Irgendwie. Nachdem dann der größte aller Fehlschläge eingetreten war - ein Angriff auf ihr Labor - hatte nach einem ersten großen Schock auch etwas Anderes begonnen. Waren endlich Fassaden zerborsten, die sonst fein säuberlich gepflegt wurden. Damocles hatte sich nie getraut seine Gefühle für die kluge Savage auszufragen, hatte immer vor diesem Schritt zurück gescheut, obwohl sie beide umeinander herumtänzelten, obwohl da diese Stimmung in der Luft lag... es hatte erst ein zerstörtes Labor gebraucht um sie zueinander finden zu lassen und hier standen sie nun, mitten im Schankraum der Drei Besen (denn sie hatte etwas uriges, kleines für die Feier verlangt und er wäre mit ihr auch um die ganze Welt gereist, wenn es das gewesen wäre was sie gewollt hätte) und lösten sich atemlos voneinander, als sie den ersten Tanz hinter sich gebracht hatten. Er sah das Strahlen in ihren Augen und für den Moment war all das vergessen, was er heute - in den Augen anderer - angerichtet hatte.

Die Gesellschaft wäre eigentlich um einiges größer gewesen. Hätte er nicht ein Halbblut geheiratet. Merlin, sein Cousin war sogar heute Vormittag im Ministerium aufmarschiert, um ihn an dieser Torheit zu hindern. Und da war es passiert: Er hatte es gesagt. Er hatte das kleine, schmutzige Familiengeheimnis in die Welt hinaus posaunt und gerade jetzt, gerade zu dieser Stunde verbreitete sich die Nachricht in den reinblütigen Haushalten Großbritanniens mit einer Geschwindigkeit, die nicht mehr einzuholen war. "Na und?" hatte er gesagt und damit für erste Schnappatmung gesorgt. "Das sind wir auch nicht mehr, seit Großvater Flavius eine Muggelstämmige zur Frau nahm." Sie waren keine Reinblüter mehr. Und mit dem heutigen Tag würden sie als 'Scheinblüter' gelten, eine unschöne Bezeichnung für Halbblüter, die lange Zeit für etwas Besseres gehalten worden waren und damit auch andere Familien 'in den Dreck' zogen. Er wusste, dass er mit dem heutigen Tag viele Beziehungen verlor. Und er wusste doch eines ganz genau: Dass keine offene Tür besser sein konnte als Violet Savage Ehefrau nennen zu dürfen. Gemeinsam würden sie noch Berge versetzen. Sie würden eines Tages, da war er sich sicher, Erfolg mit dem Werheiltrank haben. Sie würden nicht als Scheinblüter in die Geschichte eingehen, sondern als Menschen, die sich an eine große Herausforderung der Zaubererschaft gewagt hatten - und gewannen. Überglücklich schloss er die Hexe wieder in die Arme und während die kleine Band einen flotteren Takt anschlug, verblasste die Welt um sie herum zu Bedeutungslosigkeit.