![]() |
Dolores Umbridge - Druckversion +- OWLWAYS (https://owlways.makemerun.de) +-- Forum: Charaktere (https://owlways.makemerun.de/forumdisplay.php?fid=7) +--- Forum: Charakterverzeichnis (https://owlways.makemerun.de/forumdisplay.php?fid=12) +---- Forum: Steckbriefe (https://owlways.makemerun.de/forumdisplay.php?fid=40) +---- Thema: Dolores Umbridge (/showthread.php?tid=674) |
Dolores Umbridge - Dolores Umbridge - 22.01.2025 Sie hörte das Gewisper und Geflüster um sich in aller Deutlichkeit, während sie sich darum bemühte möglichst aufrecht und unberührt an ihrem Haustisch zu sitzen und den morgendlichen Porridge so zu löffeln, wie sie es stets bei den so königlich aussehenden Mädchen der Unberührbaren beobachtete. "Hast du gehört? Umbridges Eltern sollen sich getrennt haben!" Skandal! In der reinblütigen Elite waren Scheidungen doch eher selten, auf jeden Fall skandalumwittert und überhaupt war es unerhört - vor allem "- angeblich wohnt sie jetzt bei ihrem Vater, hat mir meine Cousine geschrieben." Ja, der neueste Tratsch verbreitete sich rasch und zuverlässig. Und neben der unerhörten Scheidung konnte Dolores sich recht sicher sein, dass sie in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder damit gehänselt werden würde, welcher Art von Beruf ihr Vater nachging. Sie merkte es jetzt schon, wie einige ihrer Freundinnen unmerklich von ihr abrückten. Sie, die aus der Normalität heraus fiel. Dabei war es eine Erleichterung! Nein, sie störte sich ganz und gar nicht an der Trennung und auch nicht daran, dass ihre Mutter sie nicht mit sich nahm. Der Zwist der Eltern hatte sich in den letzten Jahren immer weiter intensiviert und Dolores hatte sich schon vor längerem ihren persönlichen Anker in der Großmutter, statt den eigenen Eltern, gesucht. Auf ihre Eltern war einfach kein Verlass. Noch nicht einmal hatten diese zuverlässig für magischen Nachwuchs suchen können (ohh, sie zitterte, dass das die nächste Neuigkeit sein würde, die man über ihr Leben ausgrub!). Alles was sie wollte war, dazu zu gehören. Normal zu sein. Akzeptiert unter ihren Klassenkameraden und den restlichen Mitgliedern des Hauses der Schlange. Dass sie nicht zur Spitze gehörte - logisch. Sie trug keinen der großen Namen. Aber während ihr Blick entschlossen und abwägend zu den tuschelnden Mädchen hinüber wanderte, manifestierte sich dieser eine Wunsch tief in ihrem Herzen: Eines Tages würde sie trotz ihrer Eltern eine von ihnen sein. Wenn sie dafür dreimal so hart würde arbeiten müssen, dann.... war es einfach das Erbe, das ihre Erzeuger ihr auferlegt hatten. Doch stoppen lassen würde sie sich nicht. Einst, hatte ihr ihre Großmutter erzählt, war auch der Name Umbridge von Glanz umgeben gewesen. Scheinblut. Sie hörte das Flüstern auch ohne dass hier irgendeine Person gewesen wäre, die es tatsächlich hätte von sich geben können. Oder wollen. Stattdessen war da nur das stete Tacken der alten Pendeluhr ihrer Großmutter, während sie darauf wartete von dieser empfangen zu werden. Wieso konnte es nicht einmal genau so laufen wie sie es geplant hatte? Wieso konnte ihr Leben nicht ordentlich in der Spur bleiben, statt beständig ins Chaos abdriften zu wollen? Dolores ahnte nicht, dass das für sie angedachte Geschäft ihrer engsten Vertrauten dazu führen würde, dass ein wichtiger Teil ihrer selbst verloren gehen würde. Was tat man nicht alles für einen guten Ruf? Rot verheulte Augen und ein verquollenes Gesicht blickten ihr im Spiegel entgegen. Lores schniefte und puderte noch eine Lage über ihr Gesicht, ehe sie einen weiteren kleinen Kühlzauber anwandte. Sie hatte das Ministerium mit den besten Empfehlungen verlassen und wiederum ein erstklassiges Dienstzeugnis erhalten, das ihr den Wiedereinstieg beim alten Arbeitgeber erleichtern sollte. Es änderte nichts daran, dass sie sich furchtbar unwert und unvollständig fühlte. Es war alles gut gewesen, sie hatte sich tatsächlich wertgeschätzt gefühlt und ja - irgendwo waren da diese Momente gewesen, in denen sie auf ein mehr gehofft hatte. Doch kaum war das kleine Mädchen auf der Welt gewesen, hatte man an ihrer statt lieber eine Amme bedient, hatte lieber so getan als wäre die Herrin des Hauses von der Geburt erschöpft und benötige Hilfe, während sie selbst Urlaub genommen hatte, ehe sie dem Haushalt den Rücken kehren wollte. Sie hasste dieses Gefühl, auch wenn sie doch eigentlich von Anfang an gewusst hatte - gewusst haben sollte - worauf sie sich eingelassen hatte. Sie war kinderlos, ein Ehepaar um ein Kind reicher. Ihre Familie bekam endlich den Rückhalt, den es gebraucht hatte um weiterhin alle Gerüchte über die fälschlicherweise vereinnahmte Reinblütigkeit ersticken zu lassen. Zumindest öffentlich. Mittlerweile schmerzten ihre Brüste nicht mehr. Die Blutungen hatten aufgehört. Physikalisch war sie wieder in Ordnung, auch wenn da natürlich ein paar Pfunde mehr waren, über die man im Büro bereits an ihrem ersten Tag gescherzt hatte. Sie hatte es sich anscheinend gut gehen lassen, nicht wahr? Es hatte weh getan ein süßes Lächeln aufzusetzen und den mehr oder weniger wohlmeinenden Kollegen eben jenes zu präsentieren statt dieser verheulten Jammergestalt, die in der Mittagspause rasch nach Hause geeilt war, weil sie angeblich noch dringendes zu erledigen hatte. Das Lächeln, die bemüht süße Stimme, sie würden ihr bleiben. Ebenso wie eine Verachtung für jenen Teil der Menschheit, der sich nicht um nötige Übel scherte. Ja, sie war zurück. Und sie würde dreimal so hart arbeiten, um eines Tages jeder Kritik erhaben zu sein. Sie war Dolores Jane Umbridge und nichts und niemand würde sie in den Abgrund stoßen. Keine Aufgabe war zu schwer, kein Auftrag zu viel. Man hatte ihr ihr Baby genommen, aber sie war selbst zur Amme des schwer gebeutelten Ministeriums geworden. Es brauchte jemanden, der sich um es sorgte, der dafür sorgte, dass die Strukturen gewahrt, die Fassade gestärkt wurde. Es brauchte jemanden, der es beschützte und dem inneren Verfaulen bewahrte. Sie war reinblütig und wusste sich nach den Regeln zu benehmen - sie musste sich vor niemandem fürchten, nicht wahr? Die Verbundenheit ihrer Familie mit dem Ministerium schützte sie. Wenn Kollegen nicht mehr auftauchten, oder ihr verfrühtes Ableben bekannt wurde, redete sie sich erfolgreich ein, dass sie es einfach nicht anders verdient hatten: Sie hatten anscheinend nicht nach den Regeln getanzt. Von Nöten war natürlich dennoch ein bedauerndes, süßes Lächeln, Mitleid für all jene, die diese Disziplin nicht mit auf den Weg bekommen hatten. Überhaupt überlebte sie doch nur, weil bereits ihre Kinderstube unter der Großmutter streng gewesen war. Ein Junge war tot. Und Albus Dumbledore rief Du-weißt-schon-wen wieder herbei. Für Dolores wiederum stand außer Frage, wem sie Glauben schenkte: Wem, wenn nicht dem Minister? Denn selbst wenn dieser in irgendeinem Belang log, lügen sollte, so war seine Wahrheit doch die Einzige, die zählte. Albus Dumbledore war der Feind. Und sie, sie hatte nun dafür Sorge zu tragen, dass sich auch der Rest des Ministeriumsapparats dieser Meinung beugte. Nicht, weil es ein expliziter Auftrag gewesen wäre. Doch eine Spaltung des Ministeriums, die hätte sie nicht ertragen, die stand nicht zur Debatte und daher musste es immer so laufen, wie es der Zaubereiminister verlangte. Es war Gesetz, Albus Dumbledore der Feind. Und ebenso jeder, der sich an seine Seite stellte. Sorgsam zog Dolores das blassrosa Häkeldeckchen unter dem Teeservice zurecht, das sie gestern Abend fertig gestellt hatte, während Cinnamon es sich schnurrend an ihrer Seite bequem gemacht hatte. Kein Auftrag zu groß. |