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Peter Pettigrew - Druckversion

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Peter Pettigrew - Peter Pettigrew - 22.01.2025

Zitternd ließ Peter sich auf die Kirchenbank sinken. Orte wie diese schafften es immer wieder sein Gemüt ein wenig zu beruhigen. Kirchen hatten etwas an sich, das Peter Geborgenheit vermittelte und das war vermutlich auch der Grund wieso er damals, im Krieg, sein persönliches Versteck ausgerechnet hier eingerichtet hatte. Es war noch nicht einmal ein richtiges Zimmer hier, aber wenn man in die fünfte Reihe von hinten hinein trat und sich nach etwa zwei dritteln der Bank eben darunter verbarg, dann erweiterte sich der Raum. Peter wusste noch ganz genau, wie begeistert James ihm dabei geholfen hatte, diesen Unterschlupf für den Notfall einzurichten. Man konnte die Klänge von draußen hören, die Gesänge und auch die Orgel, die zumindest damals einen guten Spieler gehabt hatte. Die Kirche von Godrics Hollow war für ihn wunderschön gewesen und dabei war sie noch nichtmal irgendein Prachtbau, geschweige denn katholisch. Darum ging es nicht. Sie hatte einfach Seele. James und Lily hatten hier geheiratet.

Sein Unterschlupf hatte ihn damals nicht gerettet und er würde es auch in Zukunft nicht tun. Peter wusste, dass dieser Ort nicht sicher war und dennoch hatte es ihn heute hierher gezogen. Nachdem er diesen Jungen... nachdem dieses Kind durch seine Hand ermordet worden war, war es das Bild dieser Kirche, das vor seinem inneren Auge erschienen war. Diese Kirche, in der auch der junge Harry Potter getauft worden war. Der Junge, der ihm vor gar nicht so ferner Zeit das Leben gerettet hatte. Der Junge, dessen Schicksal er heute eine katastrophale Wendung gegeben hatte.
Er hatte all das nicht gewollt. Er war kein Mörder! Doch, war er eben schon, aber es war kompliziert. Da war diese andere Präsenz in seinem Kopf gewesen, die ihn an den Rand seines Seins getrieben hatte. Schon seit über einem Jahr war es so gegangen. Er hatte unaussprechliche Dinge getan und war doch nur Zuschauer vom Spielfeldrand gewesen. Dennoch waren es seine Hände gewesen. Seine Hand... ein Schluchzen brach sich Bahn, während der Blick des unglücklichen Todessers zu dem Silber hinunter glitt, das nun ewiger Zeuge seiner Schandtat war.
Seiner. Und doch nicht seiner. Er wusste es. Während James' Sohn das alles hatte mit ansehen müssen. "Es tut mir leid. Es tut mir so leid." An diesem Ort hier würde ihm niemand die Beichte abnehmen. Diese Sünde würde niemals von seiner Seele getilgt werden, wenn er eines Tages sterben würde, dann würde er dem Preis nicht mehr entkommen können, dem er im irdischen Leben noch floh.

Er wisperte diese Worte noch immer, als er in seine verzauberte Zuflucht schlüpfte, die seine Worte nun nicht mehr nach draußen dringen ließen. Versteckt, von der Bildfläche verschwunden, für das Unwissende Auge und einen zufälligen Besucher dieses Ortes. Verborgen vor allen Besuchern der Gottesdienste, die hier jahrein, jahraus gefeiert wurden. Peter wusste nicht was mit seinem Versteck passieren würde, würde man jemals auf die Idee kommen die Kirchenbänke auszuwechseln, aber für den Moment sah dieser Ort noch genau so aus, wie er ihn zurückgelassen hatte. April 1982 war es gewesen und seither... sein Ärmel wischte sich über die Augen, während diese sich an an das schummrige Licht gewöhnten. Nicht dunkel, aber auch nicht vollkommen hell. Irgendetwas dazwischen, das einem das Schlafen erlaubte, wenn man hier längere Zeit verbringen musste. Die dafür in einer Ecke angelegten Konserven waren seit Jahren abgelaufen.
Ein scheinbar unberührter Ort. Und dann doch kein sicherer. Er würde ihn hier suchen kommen, Peter ahnte es, oder vielmehr fürchtete es, obwohl er nicht wissen konnte, ob Sirius sich diesen Ortes überhaupt noch erinnerte. Doch Peter musste hier sein. Es ging nicht anders, wenn er jemanden brauchte, um sein Herz ausschütten zu können, wenn er ein Ohr brauchte, das ihm zuhörte, wenn... ja, wenn eben auch ein kleiner Teil seines schlechten Gewissens mit diesem Ort zusammenhing.

Er hatte James allein gelassen. All die Jahre über hatte er hier an der Wand gelehnt und nichts als die Gottesdienste gehabt, die seine Tage gestaltet hatten. Das und die Kulissen, die Peter ihm nach seinem eigenen 'Tod' gemalt hatte. Die Trauerbewältigung eines Animationskünstlers, der seinen Freund mit Pinsel und Farbe zurück ins Leben holte. Eine Illusion davon. Ein Bild nur, aber mit Seele. Pete wusste, dass viele seiner eigenen Erinnerungen in das Bild geflossen waren, das ihn erstmal irritiert aus der Entfernung gemustert hatte, ehe da ein Erkennen im Gesicht seines Freundes zu sehen gewesen war. Pete hörte, dass James vor sich hin murmelte, dass natürlich Zeit vergangen war. Dass natürlich alle älter wurden. Ja, das war wahr. "Hallo Prongs, ich bin's, Pete." Peter schniefte, aber er versuchte sich zusammenzureißen. Für ein Bild, das nur eine Illusion der Realität war. Nur Erinnerungen, die ein Eigenleben führten. Aber es war alles, was ihm geblieben war. Der Zauberer kroch näher, denn der Raum war zwar erweitert und dann doch nicht zum Stehen geeignet. Ein Versteck. Kein Luxusappartment. Vorsichtig griffen Finger nach dem Rahmen, die silbernen Finger stießen ein wenig tollpatschig daran an und brachten dem guten Stück eine Kerbe ein, was sich in einem schmerzhaften Verziehen des Gesichts von Peter spiegelte. Es würde noch etwas Zeit brauchen, um sich an diese Art Prothese zu gewöhnen.
Dann, endlich, geschafft. Der eigene Körper lehnte nun an der Wand, das kleine Portrait war in den Händen geborgen und Peter ließ sich von dem Wortschwall einlullen, der ihm entgegengebracht wurde, der all die Erinnerungen hoch holte, der zwar auch all den Schmerz mit sich brachte, aber andere schmerzhafte Dinge übertünchte. "Hey, Prongs." flüsterte Peter nochmal, obwohl ihn in der Kirche ohnehin niemand hören würde. Seine Augen nahmen leichte Beschädigungen wahr. Risse in der Farbe, Schäden am Material. Irgendwann musste mal eine Maus an einer Ecke des Rahmen geknabbert haben, sie war zum Glück nicht bis zur Leinwand vorgedrungen. Eine Spinne hatte einen Teil des Rahmens genutzt. Seine guten Finger entfernten die klebrigen, verstaubten Fäden. Er pustete die Staubschicht weg, die sich auc über alles andere gelegt hatte, James sein Strahlen genommen hatten, alles matt wirken ließen. Wie eine verblassende Erinnerung. Es lenkte ihn ab, ließ ihn an Restaurierung denken statt an tote Kinder, aber irgendwann in dieser Nacht würden auch diese Erinnerungen ihn wieder einholen. Dann, wenn er den dramatischen Ausbruch des Bildes in seinen Händen (er war ja so allein gewesen!) hinter sich hatte und er den anderen irgendwann auf Stand gebracht hatte. Dann, wenn er sich angehört hatte wer hier in den letzten Jahren beerdigt, getauft, oder verheiratet worden war (Dinge, für die sich der echte James Potter nicht so interessiert hätte, aber das Bild hatte nichts anderes gehabt, mit dem es sich hätte beschäftigen können).

Irgendwann in dieser Nacht würde er von toten Kindern reden und davon, dass er ihn zurückgeholt hatte. Er würde James sagen können, dass er das nicht gewollt hatte. Dass er nicht er selbst gewesen war. Für die Welt da draußen spielte es keine Rolle. Es war geschehen, er war zurück und damit der Horror, der mit dem Tod seiner besten Freunde beendet worden war. Das einzig Gute, das Peter in all den Jahren an seinem Verrat hatte finden können.