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Narcissa Malfoy - Druckversion

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Narcissa Malfoy - Narcissa Malfoy - 22.01.2025

Die wutentbrannte Stimme ihres Mannes dringt an ihr Ohr. Speichel fliegt durch die Luft und landet unangenehm auf ihren mit Gänsehaut überzogenen Unterarmen. Was es dieses Mal ist, ist vollkommen egal. Sie - das Ventil eines Mannes, der eine vermeintlich so große Last auf seinen schwachen Schultern trägt. Denn ein Mann, der sich in seiner Ehe so ungehalten und impulsiv gibt ist nichts anderes als das - ein Schwächling. Ein Feigling. Zu große Angst, dass eine Frau ihn in den Schatten stellen könnte. Dass SEINE Frau mehr Anerkennung einheimsen würde, als er es tut. Ein Unterfangen, dass sicher nicht allzu schwer wäre, wenn sie denn die notwendigen Freiheiten hätte. Und natürlich Ambitionen. Und die sind schon seit langer Zeit kaum vorhanden. Die Hoffnung ist weniger geworden. Ebenso die Träume. Ihr einziger Grund weiter zu machen - ihr Sohn. Ihr Augenlicht. Und gleichzeitig auch ihr wichtigster Kampf. Lucius Malfoy übt so viel Druck auf seinen einzigen Sohn aus, dass Narcissa jeden Tag Angst davor hat, was ein Mann Draco später mal werden wird. Sie versucht mit Liebe und Zuneigung dagegen zu halten, spürt aber von Tag zu Tag mehr, wie er ihr entschwindet. Wie der Druck seines Vaters zu stark wird, um dagegen anzukämpfen. Und traurigerweise weiß die 40-Jährige genau, wie sich dieses Gefühl anfühlt. Überrollt zu werden von seiner erzwungenen Dominanz.

Ihr Mann schreit immer noch, hat den Zauberstab erhoben und fuchtelt wild in der Luft herum. Narcissa blickt ihm distanziert in die eiskalten blauen Augen. Statt der Wut ihres Mannes weiteres Feuer zu liefern, verliert sie sich in Gedanken. Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Damals, als sie Lucius in Hogwarts kennen gelernt hat. An ihren ersten Kuss. Damals, als alles noch ganz anders war. Vor so langer Zeit, als Lucius Malfoy noch nicht der Mann war, der hier heute vor ihr stand. Als er noch ein Junge war, der nicht wusste, wie das Leben ihn brechen würde. Und wie er daraufhin das gleiche mit seiner Familie machen würde.

Plötzlich setzt ein brennender Schmerz in ihrer linken Wange ein. Automatisch wandern ihre Hände zu ihrer blässlichen Haut, verdecken die pochende Stelle. Ihr Mann indes vor Wut rot angelaufen, spie ihr die Worte nur so vor die Füße. Sie sei eine Enttäuschung. Eine Last für ihn, um die er sich zusätzlich zu seinen Todesser-Aktivitäten noch kümmern müsse. Ein Zucken des Mundwinkels war die einzige Reaktion, die man von der blonden Frau in diesem Moment wahrnehmen konnte. Ihre Haltung aufrecht, ihr Rücken gerade. Eine Distanz in den blauen Augen, die schon vor langer Zeit ihren Glanz verloren hatten. Automatisch musste sie an alles denken, was sie in ihrem Leben verloren hatte. Ihre eigene Schwester hatte sich gegen die Familie gewendet. Hatte Narcissa zurück gelassen in den Fängen dieser Wahnsinnigen. Und Bellatrix, die andere Schwester, war mit der Zeit mindestens genauso verrückt geworden, wie es ihre eigenen Eltern waren. Vielleicht sogar noch schlimmer.
Der Wunsch danach für sich selbst einzustehen wurde plötzlich so groß, dass es beinahe weh tat. Noch mehr, als die Ohrfeige, die sie gerade eben einstecken musste. Noch mehr als die Tatsache, dass ihre Hand tastend nach ihrem Zauberstab nur ins Leere griff. Ihr Stab war schon vor einigen Monaten von ihrem Mann konfisziert wurden - wie er es nannte. Weggenommen hatte er ihn ihr! Aus lauter Angst, dass sie sich wehren könnte. Mehr noch, als es damals passiert war. Denn damals war es keine Absicht gewesen. Heute wäre es vielleicht anders gekommen, doch dazu ließ Lucius es gar nicht erst kommen.

Blinzelnd stand sie ihrem Mann gegenüber. "Verschwinde", entkam es leise und kaum hörbar über ihre Lippen. Es war das erste Mal, dass sie sich traute ihre Gedanken auszusprechen. So oft hatte sie ihm dieses eine Wort in Gedanken entgegen geschrieben, während sie doch stumm geblieben war. Viel zu oft hatte sie sich so sehr gewünscht für sich selbst und ihren Wert einstehen zu können. Bei jeder Ohrfeige. Bei jeder halbherzig gemurmelten Entschuldigung, die danach über seine Lippen kam, nur damit sie die Nacht mit ihm verbrachte. Für einen winzigen Augenblick war Verunsicherung in seinen Augen zu sehen. Wieder baute er sich vor seiner Frau auf. Narcissa trat einen Schritt zurück und erhob nun lauter die Stimme. "VERSCHWINDE!", schrie sie ihm regelrecht entgegen und starrte ihn wutentbrannt an. Es war das besagte eine Mal zu viel, das er die Hand gegen sie erhoben hatte. Ein Mal zu viel war sie das Ventil für seine Gefühle.

Wieder tastete die zittrige Hand nach dem erlösenden Zauberstab. Sie wollte sie gerade schon voller Enttäuschung wieder zurückziehen, als sie die Wölbung des Holzes spüren konnte. Ihre Augen weiteten sich und ihr Atem beschleunigte sich. Wie war das möglich?
Ohne weiter darüber nachzudenken ergriff sie ihre Chance am Schopfe, zog den mächtigen Zauberstab mit seinem eigenständigen Donnervogelkern und richtete ihn auf ihren Ehemann. Ihre Lippen bewegten sich, doch es kam kein Laut. Sie blieb stumm. Ihr Zauberstab blieb zauberlos.

Narcissa erwachte schweißgebadet in dem großen Ehebett und keuchte nach Luft. Die Seite neben ihr war schon längst leer, obwohl gerade erst die ersten Sonnenstrahlen am Horizont kratzten.