OWLWAYS
Hermine Granger - Druckversion

+- OWLWAYS (https://owlways.makemerun.de)
+-- Forum: Charaktere (https://owlways.makemerun.de/forumdisplay.php?fid=7)
+--- Forum: Charakterverzeichnis (https://owlways.makemerun.de/forumdisplay.php?fid=12)
+---- Forum: Steckbriefe (https://owlways.makemerun.de/forumdisplay.php?fid=40)
+---- Thema: Hermine Granger (/showthread.php?tid=759)



Hermine Granger - Hermine Granger - 03.04.2025

Der Tag vor Einschulung
Hermine saß im Schneidersitz auf dem Bett und drehte eine Locke um den Finger. Morgen würde sie durch eine Mauer laufen (hätte sie das vor ein paar Monaten gesagt, hätte sie sich wohl selbst zum Therapeuten befördert) und mit dem Zug in die geheimnisvolle Schule für Hexerei und Zauberei fahren, um die sich ihr Leben seit einigen Wochen drehte. Es war ein aufregender Gedanke und doch brannten ihre Augen etwas, als ihr Blick durch ihr Zimmer glitt: das gut sortierte Bücherregal, der große Schreibtisch, den sie zum Schulanfang geschenkt bekommen hatte und der in ihren Augen sehr professionell wirkte, der weiße Kleiderschrank und die Koffer, die sich davor türmten. Zusammen mit ihrer Mutter hatte sie eine minutiöse Liste geschrieben, hatte überlegt, was man in einer Schule für Hexen außer den vorgegebenen Utensilien brauchen konnte und hatte sich ausgemalt, was in den nächsten Monaten passieren würde. Die letzten Tage waren still gewesen, etwas melancholisch und gleichzeitig seltsam aufgeladen. Während sie beim Essen erzählte, was sie in ihren Büchern gelesen hatte, konnte sie die traurigen Blicke ihrer Eltern nicht übersehen, die sie sich zuwarfen; immer dann, wenn sie dachten, dass ihre Tochter abgelenkt war. Sie wusste, dass ihre Eltern sich für sie freuten. Das hatten sie schon immer getan, wenn sie eine besondere Möglichkeit bekommen hatte. Aber auch ihr Herz schmerzte bei dem Gedanken, in eine fremde Welt aufzubrechen, in die sie ihre Eltern nicht mitnehmen konnte, egal, wie sehr sie alle es versuchten. Der Gedanke verursachte eine seltsame Einsamkeit in ihr. Ihre Eltern waren immer nicht nur Eltern gewesen, sondern auch Freunde. Nachdem Elizabeth, ihre Grundschulfreundin, nach Frankreich gezogen war, waren es ihre Eltern, die die Lücke fehlender Freundschaften füllten. In der Schule passte sie in keine Gruppe. Sie fühlte sich nie willkommen, wurde herumgeschubst und ausgelacht. Was sie am Anfang verletzt hatte, hatte sie später nicht mehr gestört; schon immer hatte sie sich gern in Bücherwelten verloren und ihre Eltern erfüllten ihr alle Wünsche, als wollten sie die unfairen Kinder in ihrer Klasse kompensieren. Sie war nicht dumm. Sie wusste, dass sie sich Gedanken machten, weil sie nie zu Geburtstagen eingeladen war und nur vom Unterrichtsinhalt erzählte und nie darüber hinaus.
Aber in Hogwarts würde alles anders werden. Ein Neustart. Sie musste sich nur mehr Mühe geben, mit anderen zu reden, ihnen vielleicht zu helfen und ihnen zuzuhören. Ihre Hoffnungen an Hogwarts waren groß: dort wären mehrere Kinder wie sie, die ganz intrinsisch nicht in die Gesellschaft gepasst hatten und Magie war ein Thema, das bestimmt mehrere enthusiastisch in Bücher versinken ließ und nicht nur sie. Sie würde sich bemühen, schon bei der Reise neue Menschen kennenzulernen, die ersten Schritte zusammen und nicht alleine zu machen. Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Vielleicht würde Hogwarts ihr nicht nur ein spannendes, neues Leben schenken – eines, dass sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausmalen hatte können – sondern auch Freundschaften. Vielleicht würde der Stein, der in ihrem Magen zu liegen schien und der immer dann wuchs, wenn sie an den Minzgeruch des Hauses dachte, den sie vermissen würde, an das abendliche Kuscheln mit ihren Eltern auf dem Sofa und die Geschichten, die sie sich gegenseitig vorlasen, abfallen und Platz für etwas Neues schaffen.
Sie entknotete ihren Schneidersitz, steckte die Beine unter die Decke, lehnte ihren Rücken an die Bettwand und griff zu Geschichte von Hogwarts. Ein letztes Mal würde sie von der Großen Halle, dem See und den Türmen lesen, bevor sie das Schloss morgen selbst erleben konnte.

01.09.1991, 22:56
Ich bin in Hogwarts angekommen und das Schloss ist genau so, wie es in den Büchern beschrieben wurde. Die Große Halle ist verblüffend und die tausend Kerzen, die miteinander um die Wette scheinen, tanzen regelrecht in der Luft… aber von vorne.
Am Morgen habe ich mich an Gleis neun dreiviertel von meinen Eltern verabschiedet. Man muss übrigens wirklich durch die Wand rennen! Wir haben zwar alle drei etwas gezögert, doch auch bei meinen Eltern hat es reibungslos funktioniert… ich frage mich, wie die nichtmagischen Menschen – Muggel, wie man sie hier nennt – nicht mitbekommen, dass mehrere Familien durch diese Wand verschwinden. Vielleicht schaue ich dazu etwas in der großen Bibliothek nach, die es hier geben soll. Jedenfalls musste ich sehr weinen und meine Eltern auch, aber als ich im Zug saß, war es wieder in Ordnung. Ich werde ihnen direkt morgen eine Eule schreiben, denn ich vermisse sie gerade sehr.
Im Zug habe ich ein Abteil gefunden, in dem auch andere Erstklässler saßen. Neville Longbottom, der heute ein Gryffindor wurde, Ernie Macmillan, ein Hufflepuff, und Terry Boot, mittlerweile ein Ravenlcaw, und ich haben die Fahrt zusammen verbracht und eigentlich war das sehr nett. Ernie erschien mir – tut mir Leid – ein bisschen arrogant, aber mit Terry und Neville habe ich mich gut verstanden. Sie haben beide von ihrer Familie erzählt und ich war mir etwas unsicher, ob ich auch von meiner reden sollte. Ich habe gelesen, dass in der Zaubererwelt muggelstämmige Hexen nicht gut ankommen, doch ich hätte es nicht übers Herz bringen können, meine Eltern zu verleudmen. Und die drei waren mega nett und haben ganz viele interessierte Fragen gestellt. Neville wusste zum Beispiel kaum etwas von Autos oder davon, wie Muggel ohne Magie überhaupt leben können. Er ist bei seiner Großmutter aufgewachsen, einer Hexe, und hatte nur wenig Kontakt zur Muggelwelt. Aber er erschien sehr interessiert.
Nachdem wir uns – etwas auf mein Drängen, zugegebenermaßen, doch ich konnte es nicht abwarten – unsere Schuluniformen angezogen haben, ist Trevor, Nevilles Kröte, abgehauen und wir mussten sie im Zug suchen. Auf der Suche habe ich tatsächlich Harry Potter getroffen! Und ich glaube, ich habe einen guten Eindruck hinterlassen; ich habe seine Brille repariert (zum Glück hat das funktioniert, sonst wäre das peinlich gewesen) und vielleicht kann ich mich mit ihm und seinem Freund – Ron Weasley, wobei ich seinen Namen erst bei der Zeremonie wirklich verstanden habe. Davor hat er genuschelt – anfreunden, denn sie beide sind auch nach Gryffindor gekommen.
Als der Zug dann da waren, sind wir mit Hagrid über den See nach Hogwarts gefahren. Ich wünschte, ich hätte ein Foto machen können, denn der Blick von dort war wunderschön. Der See hat geglitzert und die Lichter der Großen Halle wurden auf den leichten Wellen reflektiert. Es war so schön, fast hätte ich meine Aufregung über die kommende Einteilung vergessen; aber nur fast.
Professor McGonagall – die ich jetzt schon sehr bewundere – hat uns dann empfangen und in die Große Halle geführt. Der sprechende Hut hat ein Lied gesungen und dann nach und nach die Schüler eingeteilt. Und dann war ich dran. Professor McGonagall hat mir den übergroßen Hut über das Gesicht gestülpt, bis ich nur noch das dunkle Innere gesehen habe, dass leicht nach Pergament und Öl gerochen hat. Und dann hat diese piepsige Stimme geredet, wahrscheinlich in meinem eigenen Kopf. »Interessant«, hat sie gesagt. »Man könnte meinen, unter mir sitzt eine Ravenclaw, wie sie im Buche steht.« Und dann hat er gezögert, während ich blitzschnell überlegt habe, was ich davon halte. Ich habe beim Lesen der Bücher gedacht, dass ich wahrscheinlich am besten nach Ravenclaw passe, aber die Menschen, die in Gryffindor waren, haben mich angesprochen, denn sie hatten alle die Charaktereigenschaften, von denen ich gern mehr hätte. Mut, für sich selbst und andere einzustehen. Die Fähigkeit, auch mal zu Handeln, wenn es notwendig ist und nicht nur zu überdenken. »Ich sehe, du sehnst dich nach Gryffindor«, hat er weitergesprochen und wieder kurz gewartet. »Und ich sehe auch das in dir. Zwischen Durst, dich zu beweisen und den gelesenen Fakten, befindet sich Mut, der so manchen überraschen mochte. Eine starke Persönlichkeit, die mit Köpfchen handelt und sich nicht einschränken möchte, wenn andere es verlangen.« Er hat weitergesprochen und ich habe den Text nochmal auf ein schönes Blatt geschrieben, das ich hier reinlege. Nach viel Zögern hat er mich schließlich nach Gryffindor geschickt. Es hat schrecklich lange gedauert und ich hoffe, dass ich niemanden damit genervt habe. Doch als ich zu dem applaudierenden Gryffindor-Tisch gelaufen bin, habe ich mich sehr gefreut und musste den ganzen Abend an die letzten Worte des sprechenden Huts denken. „Von dir können wir viel erwarten…« Ich hoffe, er behält Recht.
Am Gryffindor wurde ich herzlich von Percy Weasley empfangen, der ziemlich schlau und talentiert wirkt und mir viel über den Schulstoff erzählen konnte. Auch die anderen Gryffindors waren sehr nett und nach einem großen Schock, den der fast kopflose Nick (dass er seinen Kopf halb abreißen kann, ist erschreckend!) verursacht hat, haben wir mit Essen und Reden begonnen.
Ich muss jetzt leider schlafen. Morgen werde ich den Rest niederschreiben, doch der Tag war lang und morgen wird aufregend. Es ist schon nach Mitternacht, ich sollte wirklich schlafen.

Halloween 1991
Es tat unfassbar weh. Nicht etwa, weil die Worte selbst schlimm waren; an böse Sprüche, die an sie gerichtet waren, hatte sie sich schon längst gewöhnt. Nein. Sie hatte gedacht, dass Ron Weasley und Harry Potter ihre Freunde werden könnten. Es war nicht so, dass sie bisher die besten Gespräche miteinander geführt hatten und manchmal lief sie ihnen nur hinterher wie ein Anhängsel, das nicht ganz dazu gehören mochte, aber sie waren in einem Haus und vielleicht hätte sich noch eine gute Situation ergeben… doch Ronald Weasley fand sie schrecklich nervig. ‚Ehrlich gesagt ist sie ein Albtraum‘ hatte er gesagt, damit ein unsichtbares Messer in ihr Herz gestochen und es umgedreht, bis sie keine Luft mehr bekommen hatte. All die Freude, dass sie Professor Flitwick begeistert hatte, war innerhalb von Sekunden von ihr gewichen und sie rannte an den beiden Jungs vorbei, damit niemand ihre Tränen sehen konnte.
---
Es tat gut, frisch geduscht im Bett zu liegen, nachdem ein Troll auf sie eingeschlagen hatte. Sie wusste nicht, was wunderbarer war: dass sie den Angriff eines fünf Meter großen Bergtrolls überlebt hatte oder dass sie, das erste Mal seit Elizabeth, Freunde hatte. Denn wie konnte man keine Freunde sein, wenn man zusammen gegen ein Ungeheuer gekämpft hatte. Natürlich fürchtete sie sich ein bisschen davor, dass sie am nächsten Morgen wieder alleine in der Großen Halle sitzen würde und die beiden ihr die kalte Schulter zeigen würden. Vielleicht machte sie sich zu viele Hoffnungen und schätzte die Situation – schon wieder – falsch ein. Aber kurz, bevor sie sich in die verschiedenen Schlafsäle getrennt hatten, hatten die beiden noch mit ihr zusammen gelacht, hatten ihr gedankt dafür, wie sie sich vor Professor McGonagall verhalten hatte, und sie zum Schloss gefragt, ob sie mal zu Hagrid mitkommen wollte. Vielleicht waren sie noch keine Freunde. Aber wenn sie sich nicht irrte, waren die Chancen gut, dass sie welche werden könnten.