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Orion Vale - Druckversion

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Orion Vale - Orion Vale - 30.04.2025

Nebel tanzte wie ein verlorener Hochzeitsschleier über die Landschaft von Tintagel, wand sich um die Küstenabschnitte und schien mit dem strömenden Regen im Wettbewerb um die tiefsten Grautöne zu stehen. An diesem Morgen, ein 13ter November im Jahr 1970, wurde Orion geboren.
Er kam zu früh auf die Welt und obwohl die Ankunft eines neu geborenen Kindes eigentlich ein fröhliches Ereignis hätte sein sollen, war die Geburt des Jungen im alten Familienanwesen der Vales kein Grund zur Feier, sondern nur die Ankunft einer weiteren Pflicht. Magie hin in der Luft, aber jegliche Form von Wärme schaffte es nicht durch die Wände des Anwesens zu dringen und so wuchs Orion als jüngstes von drei Kindern in einem Haus auf, welches gross genug war, um sich darin zu verlieren aber gleichzeitig so leer, dass sein Atem viel zu laut durch die Gänge hallte.

Seine Eltern schenkten ihm nie die Zuneigung, die ein Kind brauchte und verdiente. Virena, seine Mutter, war brillant als Alchemistin, aber sie war eben so kalt und steckte ihre Energie lieber in Formeln, Theorien und in die unzähligen Versuchen, etwas zu beherrschen, von dem sie nicht einmal sicher war, ob es existierte. Emotionen waren nicht ihre Stärke und ihre Projekte aka ihre Kinder gab sie lieber in die Hände des Kindermädchens ab. Orions Vater war keinen Deut besser. Der ehemalige Fluchbrecher verließ nach einer misslungenen Expedition kaum sein Arbeitszimmer, was er in seinem Wahn mit Schutzzaubern versiegelt hatte. Je länger Cassian sich abschottete, desto weniger sprach er auch und wenn, dann machte es den Eindruck, als würde er zu Dingen sprechen, die niemand sonst sehen konnte. Cassian war aber immer fest davon überzeugt, dass sie existieren und wurde wütend, wenn ihm seine Realität abgesprochen wurde. So lernte der junge Orion schnell, dass es besser war, seiner Mutter aus dem Weg zu gehen und seinen Vater zu validieren. Nähe war nichts Selbstverständliches und Wissen wurde sein Rückzugsort, Ironie seine Rüstung, denn seine bissigen Worte waren das Einzige, was ihm niemand nehmen konnte.

Das Verhältnis zu seiner Schwester war dabei keinen Deut besser. Lyra Evanthe, seine ältere Schwester, war das Musterkind, welches sich alle Eltern wünschten. Hübsch, klug, diszipliniert und vor allem kontrolliert. Sie entsprach haargenau dem Bild, dass Virena sich für ihr erstes Kind ausgemalt hatte. Orion versuchte einige Male, sich Lyra zu nähern, doch angebrochene Gespräche endeten immer ziemlich schnell in Schweigsamkeit und die seltenen Begegnungen im Flur beschränkten sich auf stille Blicke. Es schmerzte Orion und er würde lügen, würde er behaupten, nicht eifersüchtig gewesen zu sein. Und dennoch hatte er nie die Kraft gehabt, etwas an seiner Situation zu ändern.

Es war einer dieser verregneten, kalten Nachmittage, als seine Mutter ihn wieder einmal in die Bibliothek des Familienanwesens verbannte. Das Kindermädchen hatte frei und so blieb der 6-jährige allein zurück in einem hohen Raum voller Bücher, die er noch nicht so richtig verstand. Schmollend sass er in einem der alten Sessel, ein schweres Buch auf den Beinen, welches mit fremden Worten und Skizzen von magischen Tierwesen gefüllt war. Sein Blick fiel auf eine Glaskugel über dem Kamin. Ein altes Erinnerungsstück seines Vaters, das er einmal von einer Expedition mitgebracht hatte. Und dann geschah es. Es war ein Wirbelwind aus verschiedenen Emotionen, welches sein erstes, magisches Erlebnis triggerte. Unterdrückte Wut, Frustration über die Stille, eine tiefe Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, Trauer darüber, dass er allein gelassen wurde. Die Kugel barst - lautlos. Kein Knall, kein splitterndes Geräusch. Sie zerfiel einfach zu feinem, schimmernden Staub, der sich wie Nebel im Raum verteilte und keine Sekunde später… begannen die Bücher zu flüstern. Nicht laut, aber so deutlich, das Orion sie verstehen konnte. Es waren alte Sprachen, längst vergessene Worte, die der kleine Junge noch nicht kannte. Er sass wie versteinert auf dem Sessel, sah zu, wie sich das Buch in seinem Sessel aufklappte, als würde jemand durch die Seiten blättern. Und dann war es vorbei. So schnell wie es begonnen hatte, war die Magie auch wieder verschwunden.
Natürlich versuchte Orion seinen Eltern und seiner Schwester davon zu erzählen, doch die gewünschte Aufmerksamkeit und Bewunderung bekam er dafür nicht. Stattdessen erinnerte ihn seine Mutter daran, seine Emotionen besser zu kontrollieren.
Mit 11 Jahren konnte Orion dem einsamen Anwesen dann endlich entfliehen und kam nach Hogwarts, wo er vom Sprechenden Hut ohne zu Zögern nach Ravenclaw geschickt wurde. Der Junge fand sich schnell zurecht - auch wenn er es nicht schaffte, Freundschaften zu knüpfen, so konnte er dennoch sehr gut auf sich selbst aufpassen. Er war intelligent, aber vor allem sarkastisch und wer ihm zu nahe kam oder versuchte, ihn zu ärgern, wurde mit trockenen, aber auch verletzlichen Kommentaren auf Abstand gehalten. Dennoch blieben über die Wochen einige und Orion begann, sie zwar zu dulden, aber nie seine Mauern genug niederzureißen, um jemanden zu mögen. Orion war ein Einzelgänger, ja, aber er war kein Außenseiter. Seinen Professoren fiel der Ravenclaw schnell auf: er interessierte sich wahnsinnig für magische Theorien und verlor sich vor allem gerne in Büchern über Arithmantik, alte Runen oder auch Zaubertrankkomposition. Er wirkte vielversprechend, als hätte er sehr viel Potential. Aber er war eben auch jemand, der immer gegen den Strom schwamm und mit seinen messerscharfen, sarkastischen Bemerkungen seine Mitschüler immerzu verunsicherte. Dabei war er nicht direkt unbeliebt, aber sonderlich beliebt war er eben auch nicht. Einfach jemand, mit dem man keinen Streit anfing. Ein kluger Schüler, der sich gern emotional distanzierte und deswegen kaum Freunde hatte.
Bekanntschaften sammelte Orion dafür wie andere Zaubertränke. Aber nicht einfach wahllos. Sorgfältig, nie zu nah und vor allem achtete er immer darauf, dass die Bekanntschaften ihm irgendwie irgendwann nützlich sein könnten. In der grossen Halle sass er immer am Rand des Tisches, den Blick halb im Buch, halb auf sein Essen gerichtet. Irgendwie war er anwesend, gleichzeitig aber meilenweit entfernt. Oft konnte man ihn auch dabei beobachten, wie er mit Portraits in abgelegenen Gänge Gespräche führte und ihm wurde auch nachgesagt, er würde sich nachts in die verbotene Abteilung schleichen. Beweisen konnte ihm das niemand, der Ravenclaw war klug und aufmerksam genug, sich nicht erwischen zu lassen. Trotz alledem; Orions Noten waren immer sehr gut. Besonders Zaubertränke lag ihm, Kräuterkunde und alte Runen. Andere Fächer wie Wahrsagen langweilten ihn und irgendwann wurde er aus der Klasse geworfen, weil er die Wahrsageprofessorin vermehrt provozierte.
Der Ravenclaw wurde älter, blieb auf seinem Weg und wählte bewusst Distanz zu anderen. Sein Abschlussjahr verbrachte er dabei ausschließlich mit Lernen und er saugte alles auf, was er noch mitnehmen konnte. Was er werden wollte, das wusste Orion noch nicht, aber ihm war klar, dass er weder ins Ministerium wollte noch in irgendein Büro hocken konnte. Zu seiner Familie zurück war gar nicht erst eine Option, denn über die Jahre hinweg hatte sich seine Beziehung zu ihnen nicht verbessert und er konnte es kaum erwarten, von ihnen wegzukommen. Orion bestand die UTZs mit Bestnoten und verschwand unmittelbar nach seinem Abschluss ab. Niemand wusste so genau, wo er war, was er tat, bis er nach einiger Zeit wieder auftauchte. Kein Abschied, kein Kontakt, keine Adresse. Als hätte es ihn nie gegeben. Orion trieb es durch Europa. Allein und mit kaum mehr als einem kleinen Rucksack und einem Beutel Galleonen. Oft bewegte er sich durch Gebiete, die nicht als Touristen Hotspots zählten. Magische Randzonen, Orte, die noch auf keiner offiziellen Karte verzeichnet waren und deren Bewohner misstrauisch und verschwiegen waren. Magie war an diesen Orten keine Kunst, sondern Währung sowie Schutz.
Rumänen, Südfrankreich, die Balkanstaaten. Es gab kaum eine Gegend, die der Vale nicht erkundete und aus deren Begegnungen er nicht lernte. Er gewann Vertrauen mit seinem Charme, wickelte Frauen sowie Männer um den kleinen Finger. Orion war noch immer nicht der Typ für Freundschaften, aber er machte Geschäfte. Tauschte Wissen gegen Zutritt, Dienste gegen Informationen. Und er beobachtete. Sah, wie viele Menschen so unachtsam mit ihren Wertsachen umgingen, dass er es fast schon als fahrlässig bezeichnen würde. Und so begann sich sein Weg zu formen. Orion… wurde ein Dieb. Was aus Nervenkitzel begann, als Spiel gegen seine Langeweile, wurde schon bald zu einem Weg, sich selbst zu versorgen und schließlich zu seiner Identität. Er war nie grausam, stahl nie von denen, die weniger hatten als er. Aber Orion vertraute auch niemandem, arbeitete immer allein und hielt sich im Hintergrund, bis er schließlich irgendwann nach England zurückkehrte und sich in einer kleinen Dachwohnung mit Dachterrasse über einer Bäckerei niederließ.
Obwohl er jetzt wieder zurück in der Heimat war, meldete sich Orion nicht bei seiner Familie. Seit seinem Schulabschluss hatte er kein Wort mehr mit ihnen gesprochen und er interessierte sich auch nicht mehr für sie. Was auch immer seine Eltern taten oder seine Schwester, es machte keinen Unterschied in seinem Leben, denn das Gefühl von familiärer Pflicht hatte er längst hinter sich gelassen. Und trotzdem… So sehr Orion sich dies auch eintrichtert, manchmal zerriss ihn die Einsamkeit innerlich, aber die Gefühle werden meist sehr schnell wieder begraben.

Timeline Ereignisse:
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