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Asar Kerr - Asar Kerr - 04.06.2025

16.02.1995 | 1. Eintrag

Scheiße. Hätte nie gedacht, dass sich ein Mensch jemals so elend fühlen kann. Aber hier bin ich und fühl mich absolut durch den Fleischwolf gedreht. Ha. Was für ein Vergleich. Dass es den wirklich gibt, diesen Fleischwolf, weiß ich. Hab ich mal bei einem muggelstämmigen Zauberer aufgeschnappt. Keine Ahnung was genau das sein soll, aber es klingt doch sehr treffend dazu, wie ich mich gerade fühle. Als hätte mich der Wolf in mir zerfleischt.
Hat er auch. Mich auseinander gerissen und nach seinen eigenen Vorstellungen neu zusammengesetzt. Es war katastrophal. Wie katastrophal will mir noch keiner sagen, aber das sagt doch eigentlich schon alles oder? Bin Blut überströmt aufgewacht. Was davon meines und was davon von jemandem (oder mehreren?) anders ist, kann ich nicht beurteilen. Bin auch ganz dankbar dafür, dass ich’s nicht kann. Bin zu überfordert mit der Tatsache, dass ich vielleicht wirklich jemanden schwer verletzt oder sogar ins Grab gebracht hab. Wobei. Nicht ich. Diese Bestie. Jetzt wieder tief in mir vergraben und so still, dass es mir schon fast unheimlich vorkommt.

Diese erste Verwandlung war hart. Hatte es mir bereits so schlimm wie möglich ausgemalt, für den Fall, dass ich mich wirklich verwandeln sollte. Da war noch der kleine Hoffnungsschimmer vor letzter Nacht, dass das doch alles nur Einbildung, vielleicht sogar nur ein richtig mieser Traum war, von dem ich jeden Augenblick aufwache. War’s natürlich nicht. Und es war so viel schlimmer, als ich es mir je hätte denken können.
Ab jetzt kann ich’s.
Weiß wie sich reißende Muskeln und brechende Knochen anfühlen, das Gefühl zu zerplatzen und zu verbrennen. Das seltsame Gefühl neu geordnet und in ein schwarzes Nichts verdrängt zu werden. Kontrollverlust hat mir schon immer Angst gemacht. Aber das hier? Das ist definitiv mein Endgegner. Mein Verstand zu einem rasenden Etwas verkommen, mit nichts als Schwärze und einer Lücke einer ganzen Nacht aufzuwachen. Mit den Konsequenzen einer Bestie leben zu müssen, die ich bin, aber irgendwie auch nicht.
Man kann dieses Gefühl nicht nachvollziehen, wenn man es selbst nie durchleben musste. Dabei wünsche ich’s keinem. Echt nicht. Nicht mal meinem schlimmsten Feind.

Wie ich heute oder morgen noch aus dem Bett aufstehen soll, ist mir n’ absolutes Rätsel. Da wirkt der Umstand, dass wir Personal haben, das mir alles bringt nur wie ein kleiner Trost. Mum hat die besten Heiler privat engagiert, damit sie mich wieder aufpäppeln können. Meinem Körper helfen schneller zu heilen, obwohl er das ohnehin schon rasanter tut, als früher.
Aber es ist so viel mehr, dass mich elend fühlen lässt. Nicht nur die Schmerzen, das Ziehen und Pochen in meinem Körper. Da sind auch diese neuen Wahrnehmungen, die mich plötzlich übermannen. Glaube viel besser riechen, schmecken, sehen und hören zu können. Klingt erstmal cool, doch da alles auf einmal passiert, zerreißt es mich heute nach dem Vollmond auf ‘ne ganz andere Weise.
Denk’ an deinen schlimmsten Hangover und nehm’ den mal zehn. Ja. So fühl ich mich gerade. Absolut beschissen. Liege hier in meinem Bett, umhüllt von Luxuslaken, überhaupt Luxus und Geld im Überfluss um mich herum. Nur nutzt es mir nichts. Nicht diesmal.
Mum meinte, sie kümmert sich darum, mich in Belbys Forschung reinzubekommen. Mit einer Sonderbehandlung. Scheinbar gibt es da noch ein paar andere arme Idioten wie mich, die nicht für das Leben als Werwolf geboren wurden und doch eigentlich für was ganz anderes bestimmt waren. Schlimmer als jetzt kann’s doch eh nicht mehr werden oder?
Und wenn Belby vielleicht noch besseres Zeug hat als diesen Banntrank, den Mum direkt mitkaufen möchte (sie haben hoffentlich was da, habe gehört er ist nicht nur sehr kostspielig, sondern auch wirklich aufwendig in der Herstellung), ist das vielleicht eine Alternative, mit der ich mich arrangieren kann.
Besser als hier auf dem Anwesen ein paar Tage vor und an Vollmond im Keller herumzulungern und auf mein Schicksal zu warten. Ist mir zu gefährlich. Will niemanden verletzen. Niemanden töten (nicht noch jemanden… ich ahne, was das ganze Blut an mir zu bedeuten hatte. Ich bin nicht dumm). Niemanden verwandeln.
Könnte’s mir nie verzeihen, wenn ich jemandem aus meiner Familie etwas antue. Davor setze ich mich selbst irgendwo im nirgendwo aus. Fuck ich hasse mein Leben gerade.



Schon seltsam das alles auf ein paar unscheinbare Seiten Papier zu klatschen. Doch Mum meinte es würde helfen. Dieses Tagebuch. Mein Werwolftagebuch. Dämlich, aber ich tu’s.
Sie hat ja doch meistens recht eigentlich immer.