angeborene Fähigkeiten
angeborene Legilimentik
Fandombeispiel: Queenie Goldstein
Allgemein wird der Begriff Legilimentik mit „Gedanken lesen“ erklärt und ist eine Fähigkeit, mit der Hexen und Zauberer geboren werden können. Die Erklärung „Gedanken lesen“ ist jedoch eine sehr vereinfachte Vorstellung, die zudem davon ausgeht, Menschen würden konstant in ganzen Zusammenhängen und Sätzen denken. Tatsächlich aber sind menschliche Gedanken sprunghaft, sie sind eine Mischung aus Wortfetzen und Bildern, ihre Klarheit abhängig von der Konzentration des jeweiligen Menschen – und kein Legilimentiker liest diese Gedanken. Er hört und sieht stattdessen diese Fragmente, die je nach Emotionalität des Menschen einem regelrecht aufdringlich entgegenschlagen oder nur sehr leise sind. Wie viel der Legilimentiker mit diesen Fragmenten anfangen kann, ist abhängig davon, wie eindeutig die Fetzen sind und wie gut er den anderen Menschen kennt. Es ist ein wenig vergleichbar damit, Stille Post zu spielen.
Sicher aber ist, dass auch ein geborener Legilimentiker sich darum bemühen muss, seine Fähigkeiten zu trainieren. Dies gilt nicht nur in die Richtung, die Gedanken anderer aufzufangen und diese zu interpretieren – es gilt vor allem in die Richtung, dass geborene Legilimentiker lernen müssen, die Gedanken anderer auszublenden. Denn für sie ist es nicht nur ein „Gedanken wahrnehmen können“, sondern vor allem ein „Gedanken wahrnehmen müssen“. Und je aufgeregter oder erschöpfter sie selbst sind, desto schwerer fällt es ihnen, die fremden Gedanken zu überhören.
Als Kinder sind geborene Legilimentiker oftmals laut und unruhig, da sie sich in der Anwesenheit anderer auch dann nicht entspannen können und Stille finden, wenn diese schweigen. Man schreibt ihnen oftmals eine blühende Phantasie zu, wenn man es nicht grundsätzlich als Verrücktheit bezeichnet – und genau dieses Schicksal erleidet auch ein jeder geborener Legilimentiker, der seine Fähigkeiten nicht trainiert, der nicht lernt, die Gedanken anderer auszublenden. Denn es ist permanent laut, es ist schwer zu unterscheiden, was die eigenen Gedanken und was die eines Fremden sind. Es wird verwirrend, verstörend, manchmal verletzend, denn der Spruch „Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand“ gilt auch für Legilimentiker. Ohne es zu wollen, bekommen sie oftmals die Meinung Dritter über sie mit und haben grundsätzlich keine Garantie dafür, dass die aufgefangenen Gedanken eine Wahrheit enthalten.
Dieser Unsicherheit ist man sich auch in Hogwarts bewusst und somit sind Legilimentiker berechtigt, die Schule zu besuchen und an gemeinsamen Prüfungen teilzunehmen. Das Abschreiben ist ihnen durch den Blick in fremde Gedanken zwar theoretisch möglich, doch gerade Prüflinge sind emotional stark belastet und in ihren Gedanken entsprechend laut. Hier zu filtern, richtige Antworten zu finden, statt selbst überfordert zu sein, ist praktisch unmöglich. Somit erreichen Legilimentiker gerade in schriftlichen Prüfungen immer sehr schlechte Noten, die wenig über ihr Wissen, sondern lediglich viel über ungünstige Prüfungsbedingungen aussagen.
Nur, wer seine angeborene Legilimentik entsprechend trainiert hat, ist in der Lage, Gedanken wahrzunehmen, die über das hinausgehen, was seinem Gegenüber akut durch den Kopf geht. Ein Durchsuchen von Erinnerungen ist möglich, je geübter man ist, desto eher passiert es unauffällig, anstatt die Gedanken des Gegenübers damit auf die entsprechende Erinnerung zu lenken. Sobald letzteres passiert, durchsucht und liest der Legilimentiker dann auch nicht mehr die originale Erinnerung, sondern die Art und geistige Einstellung, mit der sein Opfer heute an die Situation zurückdenkt. Veränderte Einstellungen oder schlichtes Erwachsenwerden sorgen hier für ein Verfälschen der originalen Ereignisse, das dem Legilimentiker selten auffällt.
Ihm selbst soll es bei entsprechendem Training auch möglich sein, selbst das Denken anderer zu verfälschen und ihnen Erinnerungen sowie daraus resultierende Meinungen einimpfen zu können. Tatsächlich ist das jedoch ein so selten erreichtes Niveau, dass es noch nicht unter Strafe gestellt werden musste. Seinem Gegenüber entsprechende Tränke einzuflößen oder einen Imperius zu wirken, ist die sicherere Variante, das Verhalten zu beeinflussen.